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Einstellungen anpassen„Laut einer repräsentativen Bitkom-Studie kauft bereits jeder zweite Internetnutzer seine Medikamente online“, erläuterte Dr. Christian Wegner, Inhaber der Saale-Apotheke Jena und Geschäftsführer der Medipolis Gruppe. Sein Berufsprofil ist als Schnittstelle beider Parteien zu betrachten: Als Apotheken-Inhaber und Geschäftsführer einer Versandapotheke beurteilt er die Konsequenzen des EuGH-Urteils. Das geplante Versandhandel-Verbot mit rezeptpflichtigen Medikamenten von Bundesgesundheitsminister Gröhe treffe vor allem immobile Patienten.
„Die Patienten stehen im Mittelpunkt und um die Patienten: die Leistungserbringung“, so Dr. Wegner. Die Arzneimittelbereitstellung sei in ihrer jetzigen Komplexität durch das Verbot nicht mehr möglich. Aus kaufmännischer Sicht, stelle das EuGH-Urteil eine Diskriminierung der inländischen Apotheken dar. Dr. Wegners Fazit ist eindeutig: „Der Versandhandel stellt einen Betriebsweg dar, der versorgungsnotwendig ist und für bestimmte Patienten eine Lösung darstellt. Die Wettbewerbs-Bedingungen müssen wieder hergestellt werden.“
Das sahen die Vertreter der öffentlichen Apotheken ähnlich. Das EuGH-Urteil stelle einen drastischen Eingriff in das Wirtschaftsgeschehen und den Wettbewerb in Deutschland dar. Die Apotheken seien ungleichen Voraussetzungen ausgeliefert. „Der Versandhandel ist nicht digital und leistet einen geringen Beitrag zur Digitalisierung auf diesem Gebiet“, stellte Ursula Funke, Präsidentin der hessischen Landesapothekerkammer, klar. Eine schnelle und zuverlässige Versorgung mit Arzneimitteln könne nur die öffentliche Apotheke garantieren, deren Entwicklung durch den Versandhandel besonders in ländlichen Gebieten rückläufig ist. Dem schloss sich Dr. Hans Diefenbach, Inhaber der Rosen Apotheke Offenbach, an: „Unser Auftrag, eine Struktur, die sich lange Zeit bewährte, wurde mit dem Versandhandel verwässert. Mit dem EuGH-Urteil hat man Deutschland etwas aufs Auge gedrückt, was die Strukturen zerstört.“ Das Apotheker-System sehe nicht nur einem Wandel entgegen.
Diesen Wandel aber müsse man sich zu Nutze machen. Klaus Gritschneder, Mitglied der Geschäftsleitung von Europa Apotheek, verdeutlichte die enorme Wichtigkeit des digitalen Wandels auch für Apotheker: „Wir befinden uns im digitalen Zeitalter, das hat Auswirkungen auf die Strukturen und den Arbeitsmarkt. Wir müssen uns damit beschäftigen, die Versandapotheke ist ein erster Schritt in die Richtung.“ Sollte das Gesetz jedoch durchkommen, sehe er die flächendeckende Versorgung in Gefahr. Für Heinrich Mager, Referent für Gesundheitspolitik bei der pronovaBKK, bietet der digitale Wandel eine Chance. Auch für die Krankenkassen stehe der Patient im Mittelpunkt. Der Versand von Arzneimitteln sei dabei nur ein Teil eines großen Prozesses.